Anmerkungen zum Gummidruck
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Einleitung und Sicherheitshinweise
Bitte beachten Sie, daß dies nur eine unzusammenhängende Sammlung verschiedenster Informationen ist; ich hatte bisher leider zu wenig Zeit, eingehendere Versuche zu unternehmen.
Die verwendeten Materialien und hier insbesonders die Dichromate sind nicht ungefährlich; bitte beachten Sie entsprechende Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit den Lösungen und besonders Stäuben dieser Chemikalien. Sie finden Hinweise zu Umweltrelevanz und Gefahrenpotential der verwendeten Chemikalien in Keith Howard’s Non-Toxic Printmaking Page und in Gum Dichromate Green. Beachten Sie auch unbedingt die entsprechenden Sicherheitsdatenblätter, zum Beispiel von Merck.
Kaliumdichromat
Kaliumdichromat ist giftig, allergieauslösend und krebserregend! Unbedingt Gummihandschuhe tragen! Mundschutz!
Ammoniumdichromat
Ammoniumdichromat ist im Umgang etwas unangenehmer als Kaliumdichromat, aber besser in Wasser löslich.
Vorbereiten des Negativs
Die Schicht kopiert relativ hart. In den meisten Fällen müssen daher mehrschichtige Drucke angefertigt werden. Alternativ können natürlich auch sehr kontrastarme Negative verwendet werden.
Weil der Gummidruck nicht besonders scharf zeichnet, sollte eine Auflösung von 200 lpi genügen. Ich möchte die Negative digital anfertigen und auf Lithfilm belichten lassen: frequenzmoduliertes Raster mit 10 $μ$m Punktgröße?
Papiernegativ aus dem Tintenstrahldrucker? siehe
- Dan Burkholder: Making Digital negatives for Contact Printing
- Mark I. Nelson: Precision Digital Negatives
- Michael Koch-Schulte: Inkjet Digital Negatives: The RNP-Array System - A Howto for Calibrating Inkjet Negatives to Photographic Emulsions
Vorbereitung des Papiers
Wegen der Beanspruchung des Papiers in den Bädern können nur hochqualitative Papiersorten verwendet werden. Geeignet scheinen vor allem stärkere Aquarellpapiere.
Papier schrumpfen
In den Bädern dehnt sich das Papier. Um die Passgenauigkeit bei mehrschichtigen Drucken zu gewährleisten, wird das Blatt zuerst geschrumpft.
Zum Schrumpfen wird das Papier in heißes Wasser (ungefähr 50 bis 60 Grad Celsius) gelegt und nach etwa 15 bis 30 Minuten im Wasserbad über der Heizung oder mit dem Fön getrocknet.
Papier nachleimen
Um zu verhindern, daß die gefärbte Gummischicht in den Papierfilz eindringt, kann das Papier nachgeleimt werden.
Geleimt wird entweder mit
- Gelatine mit 2 bis 10 Prozent; gehärtet mit 20~ml fünfprozentiger Chromalaunlösung (Kaliumchrom(III)-sulfat) auf 1 Liter Gelatine.
- Gelatine mit 2 bis 10 Prozent; zum Härten 10 Minuten in eine Lösung von 25ml 37% Formaldehyd in einem Liter Wasser tauchen.
- 28 g Gelatine in 1 Liter Wasser lösen; 2 mal beschichten und mit 15 bis 25 ml einer 40 prozentigen Lösung von Glyoxal in einem Liter Wasser härten. Beim Härten kann durch einen halben Teelöffel Natriumbicarbonat die Lösung etwas alkalisch eingestellt werden.
- Acrylbinder oder Acryldispersion (zum Beispiel Kremer Pigmente K6) in der
Verdünnung 1:30 bis 1:20 (ev 1:10 für sehr stark saugendes Papier). Im
Allgemeinen sollte für gut vorgeleimtes Papier einmaliges Grundieren
ausreichen, nur in Ausnahmefällen sind mehr als 2 Beschichtungen nötig.
Vorteile von Acryldispersion sind:
- vollkommen ungefährlich
- einfach anzuwenden
- kaum zu bemerken (grundierte Seite markieren!)
Eventuell kann eine Beschichtung mit Borstenpinsel oder Schwamm empfindliches Papier ruinieren, eine weicher Haarpinsel sollte aber immer genügen.
Beschichtung des Papiers
Chromatlösung
50g Kaliumdichromat in 1/2 Liter destilliertem Wasser von 18-30 Grad lösen. Die Lösung hält sauber und dunkel gelagert einige Monate.
Warum kann ich nicht einfach eine gesättigte Lösung von Kaliumdichromat nehmen (und immer wieder mit Chromat und Wasser auffüllen)? Die Lösungsfähigkeit der Chromate in Wasser ist stark temperaturabhängig - daher ist reproduzierbares Arbeiten noch wesentlich schwieriger als sonst.
Gummilösung
Zur Herstellung der Gummilösung wird 50g Gummi Arabicum mit 100ml Wasser gelöst und filtriert. Gummi Arabicum in Pulverform ist bereits gereinigt. Die Gummilösung sollte kühl aufbewahrt werden; sie beginnt nach einigen Tagen zu faulen.
Zur Verbesserung des Übertragungsverhaltens kann Eiweiß (Eischnee schlagen und nach 24 Stunden die abgesetzte Flüssigkeit verwenden) mit maximal 25% des Gummivolumens zugesetzt werden.
Alternative Bindemittel: ein normales, ganzes Hühnerei verrühren und wie mit der Gummilösung weiterarbeiten (Temperaprint Prozess) ungefähr 10 bis 20g Farbe (Guache) zu 50g Gummilösung
Pigmente
Alternative Farben: Acrylfarben, Aquarellfarben, Erdpigmente (gebrannte und rohe Siena), Kohlen, MIXOL Metall-Oxid Pigmente?
Vermutlich sind Pigmente in Pulverform besser geeignet, weil sie durch ihre etwas gröbere Struktur nicht so schnell zwischen die Papierfasern eindringen können und dabei das Papier anfärben.
Wenn die Schicht beim Entwickeln fleckig wird, ist wahrscheinlich die Konzentration der Pigment zu hoch.
Beschichtung
Durch die Mischung mit der Chromatlösung wird das Gummi Arabicum lichtempfindlich. Die folgenden Schritte werden daher bei gedämpftem Licht ausgeführt; die volle Empfindlichkeit erlangt erst die trockene Schicht.
Das Mischungsverhältnis bestimmt die Lichtempfindlichkeit und das Konstrastverhalten: je höher der Chromatanteil ist, desto höher ist die Empfindlichkeit und der Kontrast.
Druck | Mischungsverh. |
---|---|
Lichter | 1:3 |
Mittel | 1:2 |
Tiefen | 1:1 |
Bei schwachem Licht mit einer Schaumgummiwalze oder einem Schaumgummipinsel das Papier beschichten; danach im Dunkeln ohne Wärmezufuhr trocknen. Die Schicht soll dünn genug sein, um die darunterliegenden Schichten und Passermarken noch zu sehen. Zu dicke Schichten härten bei der Belichtung nicht bis zum Papierträger durch und schwimmen bei der Entwicklung vollständig wieder ab.
Belichtung
Das Empfindlichkeitsmaximum von Schichten, die mit Dichromaten sensibilisert wurden, liegt bei ungefähr 360 nm (Platin/Palladium: 415 nm). Das Licht von Glühlampen kann wegen des geringen Blauanteiles nicht verwendet werden; neben Sonnenlicht eignen sich HMI-Lampen, UV-Lampen oder Leuchtstoffröhren (mehrere nebeneinander, OSRAM Lichtfarben 78 oder 70) besonders zur Belichtung. Detailliertere Informationen gibt es in \cite{king03:_uv_light_source}
Die großformatigen Negative werden im Kontakt kopiert: Vakuumkopierrahmen oder Schaumgummi mit schwerer Glasplatte. Eine einfache Passermöglichkeit bieten Kreuze, die mit Folienschreiber auf dem Filmrand gezeichnet werden.
Die Belichtungszeit liegt im Allgemeinen zwischen 30 Sekunden und 20 Minuten. Weil die Schicht nachbelichetet, muß eine Streifenbelichtung durch sukzessives Abdecken weiterer Felder durchgeführt werden. Nach der Belichtung sollte sofort entwickelt werden.
Achtung: Ultraviolettes Licht kann Haut- und Augenschäden hervorrufen.
Folgende Faktoren haben Einfluß auf die Empfindlichkeit der Schicht:
- Verhältnis Chromat zu Gummi: Je höher der Chromatanteil, umso emfindlicher und kontrastreicher arbeitet die Schicht.
- Luftfeuchtigkeit: Nasses Papier ist nicht lichtempfindlich, erst durchgetrocknetes, aber nicht überlagertes Papier erhält seine volle Lichtemfindlichkeit.
- Art des Pigments
- Alter des Chromats
- Art der Entwicklung: mechanische Entwicklung verlangt nach intensiverer Belichtung als automatische Entwicklung
Entwicklung
Das belichtete Bild wird mit der Schicht nach oben in Wasser von ungefähr 20 Grad gelegt. Während der Entwicklungsszeit von 10 bis 30 Minuten wird das Bild ständig leicht in der Wanne herumgeschoben. Vorsicht: die Schicht ist in nassem Zustand sehr verletztlich. Nach der Trocknung (Wäscheleine oder flach auf Papier gelegt) wird die Schicht hart und löst sich auch in den folgenden Bädern nicht wieder.
Unterbelichtete Schichten schwimmen sofort vom Bildträger ab.
Überbelichtete Schichten lösen sich nur sehr schwer vom Träger. Ich begiesse den Druck mit Wasser, weiters kann langsam die Temperatur auf bis zu 50 Grad Celsius erhöhen. Zusätzlich kann man mit Schlauch oder Brause auf den Druck gesprüht werden oder mit einem Schwamm und Pinsel die Schicht direkt bearbeitet werden. Bei sehr starker Überbelichtung kann man noch eine Behandlung mit sehr heißem Wasser und Soda oder Salzsäure in Verdünnung 1:1000 versuchen.
Den vollen Tonwertumfang kann man nur durch Übereinanderdrucken mehrerer Schichten erzielen. Die entwickelte und durchgetrocknete Schicht wird nicht mehr wasserlöslich, daher kann die nächste Schicht einfach aufgebracht werden.
Nachbehandlung
Nachdem die Schichten auf dem Bildträger fertig belichtet und entwickelt sind, wird das Chromat wieder ausgewaschen. Dazu verwende ich eine zehnprozentige Kalialaunlösung (Aluminiumkaliumsulfat-Dodecahydrat) bei 16-20 Grad (oder 5% Natriumdisulfit oder 1% Kaliumdisulfit). Nach einigen Minuten sollte das Blatt die gelbe Färbung verloren haben.
Entsorgung und Neutralisierung? !!!!!!!!
Gründlich wässern: 1-2 Stunden, mindestens 6 mal Wasserwechsel
Retuche: am besten mit den Farben, die für den Druck verwendet wurden.
Resourcen im Internet (WWW)
nichtkommerzielle Webseiten
- The Alternative Photographic Process FAQ
- http://www.alternativephotography.com/
- Hamish Stewart: Gum Bichromate Photography
- Katharine Thayer: Reflections on the Art and Science of Gum Bichromate
- Mike Ware’s Alternative Photography Pages
- photo.net - B&W Photo - Alternative Processes Forum
- Christina Z. Anderson
- Dieter Münzberg
- Lear Levin – Three Color Gum - Taylor Made
- Sam Wang – Tri-Color Gum with Cyanotype
- Sandy King: Ultraviolet Light Sources for Printing with the Alternative Processes
- Stephen Livick
Hersteller- und Händlerinformationen
- Merck Chemical Databases
- MIXOL Metall-Oxid Pigmente
- Kremer Pigmente
- Bostick & Sullivan: Technical Papers and papers on non-silver processes
Literatur
Dan BURKHOLDER: Making Digital Negatives for Contact Printing.
- Carrollton (TX, USA) : Bladed Iris Press, 1999. -
http://www.danburkholder.com/Pages/main_pages/book_info_main_page1.htm
- Herrmann FÖRSTERLING: Gummidruck 1. In: Foto Hobby Labor (1992), 5, S. 20ff
- Herrmann FÖRSTERLING: Gummidruck 2. In: Foto Hobby Labor (1992), 6, S. 28ff
- Herrmann FÖRSTERLING: Gummidruck 3. In: Foto Hobby Labor (1993), 1, S. 26ff
- Herrmann FÖRSTERLING: Pigmentdruck. In: Foto Hobby Labor (1992), 4, S. 22ff
- Herrmann FÖRSTERLING: Öldruck. In: Foto Hobby Labor (1992), 2, S. 26ff
- Urs TILLMANNS & Claus MILITZ: Schwarzweiß-Fotoschule. 1. Schaffhausen : Verlag Photograpie, 1990. - S. 170ff